Heute geht es nochmal nach Stellenbosch, also zum Glück stadtauswärts. Denn der Stau stadteinwärts erinnert an den Verkehr auf der Autobahn zwischen Gärtringen und Stuttgarter Flughafen am ersten Montag nach irgendwelchen Ferien.
Wir singen heute in dem Altenheim „Huis Ebenhaeser“ in Stellenbosch, das wir aber erst einmal suchen müssen und entsprechend einkreisen. Als wir dort ankommen, sitzen einige Interessierte schon gespannt bereit. Das Klavier ist so verstimmt, dass es nicht genutzt werden kann und Clemens entdeckt eine kleine Orgel, die funktioniert, aber sich abschaltet, wenn er sie etwas lauter reguliert.
Wir gestalten etwa eine halbe Stunde Programm und unser Publikum scheint doch angetan, auch wenn sie das Meiste nicht verstehen. Aber Musik kommt ja doch auch aus dem Herzen und ist sprachenübergreifend.
Wir fahren danach ins Städtle, wo jeder Freizeit hat. Eine Gruppe geht in ein Freilichtmuseum, in dem Häuser aus den Jahren 1690 – 1870 erhalten geblieben sind. Teilweise sind sogar die originalen Möbel dort zu sehen.
Andere besuchen die vielen kleinen Läden und kaufen Souvenirs oder stellen sich schon auf die Weinprobe am Nachmittag ein.
Diese findet auf dem riesigen Weingut „Spier 1692“ statt und wir bekommen 5 Weine zur Verkosung. Die Weine dieses Guts werden auch in Deutschland vertrieben, so kann man die Favoriten schon bestellen und sich nach Hause liefern lassen.
Im Koffer wäre auch beim besten Willen kein Platz mehr dafür.
Dieses Mal gibt es kein gemeinsames Abendessen, sondern wir fahren wieder an die Waterfront mit seinem riesigen Einkaufszentrum und den vielen verschiedenen Restaurants rund um den Hafen. Hier findet jeder etwas für seinen Geschmack und seinen Hunger zum Essen.
Zurück im Hotel gibt noch viele Umarmungen und Verabschiedungen, denn 15 Personen reisen morgen noch weiter in den Krüger Nationalpark, während die Anderen nach Hause aufbrechen.
Gut gelaunt und ausgeschlafen treffen sich alle zum Frühstück, wo sich für jeden etwas Schmackhaftes findet. Aufgrund des Wassermangels steht in jedem Bad ein Eimer, in dem das Wasser, das vor der gewünschten Temparatur aus dem Hahn kommt, aufgefangen werden soll. Gar nicht so einfach, da es keine Mischbatterien gibt und der Strahl je nach Temperatur die Richtung wechselt.
Der Fön hat sich in einer Schublade versteckt und die Schnur ist so kurz, dass selbst Kleine nur in gebückter Haltung an alle Härchen kommen und der Spiegel eh weit weg ist – also ist blindfönen angesagt.
Vor der Abfahrt wird natürlich gesungen und Wolfgang und Norbert bekommen ein Geburtstagsständchen. Die guten Geister der Lodge haben die Zimmer schon gecheckt und Nr. 23 hat den Stromadapter und eine Jacke vergessen und Nr. 126 hat noch die Zimmerkarte in der Hosentasche.
Jetzt geht’s nach Oudtshoorn, das ca. 460 km entfernt ist, was 6 Std. Fahrzeit bedeutet. Irgendwie taucht plötzlich der Begriff „autonomes Fahren“ auf, da der Mann auf der Fahrerseite des Busses kein Lenkrad vor sich hat. Häh? Das ist doch nur der Auswechselfahrer, denn der Busfahrer sitzt ja rechts. In Südafrika ist Linksverkehr und uns kommen auch einmal Autos auf der falschen Seite entgegen – das können eigentlich nur unerfahrene Touris sein.
Wir haben auch Glück auf dieser Strecke, denn Dienstags und Donnerstags ist ein Teilabschnitt wegen Sprengung und Fahrbahnerweiterungen gesperrt. Wir haben heute Montag und eine Umleitung gibt es lt. Busfahrer nicht.
Wir durchfahren die Capberge durch den Hugenotten Tunnel, der mit 3,9 km der längste Tunnel Afrikas sein soll (?) und Maut kostet. Er wurde von Holländern und Schweizern gebaut und es ist nicht in Erfahrung zu bringen, ob er in Budget and Time fertiggestellt wurde. Da kein deutsches Unternehmen beteiligt war…..
Wir fahren an endlosen Wein- und Obstanbaugebieten vorbei und die Landschaft erinnert ein bisschen an Südtirol. Es gibt Berge bis 2.300 m, weite Täler und Schluchten. Nur eben XXL
Unser Reiseleiter erzählt auf der langen Fahrt viel über die Geschichte Südafrikas, über die 11 amtlichen Sprachen, die politische Situation von der Apartheit bis zur heutigen Regierung. So wird die lange Fahrt kein bisschen langweilig.
Zum Mittagessen empfiehlt er uns das typisch südafrikanische Gericht Bobotie. Das sind Fleischbällchen mit verschiedenen asiatischen Kräutern gewürzt, mit Rosinen und Bananen verfeinert und mit Ei überbacken. Sehr sehr lecker. Es gibt aber auch Sandwiches, Salat, Quiche und Lamm.
Diese Region wurde von 1870 – 1914 bekannt und wohlhabend durch die Zucht von Straußen und den Verkauf von Straußenfedern. Nach Diamanten, Gold und Wolle, das wichtigste Exportgut und genauso begehrt und teuer. Den damaligen Wohlstand kann man heute noch an den sogenannten Federpalästen erkennen. Wir sehen rechts und links riesige Straußenfarmen, die ihr Fleisch, die Federn und das Leder vermarken.
Was liegt also näher, als so eine Farm zu besuchen. Die Safari Ostrich Farm züchtet diese Tiere und hat derzeit ca. 1000 Tiere in ihrem Besitz. Wir erfahren viele Wissenswertes über diese Tiere z.B. das es die einzigen Vögel mit nur 2 Zehen sind, Männlein und Weiblein zusammen die Eier ausbrüten und diese Vögel nicht fliegen, aber dafür bis zu 80 km/Std. laufen können.
Auf dieser Farm findet auch das Abendessen statt und viele essen zum ersten Mal Straußenfleisch. Es schmeckt ähnlich wie Rind, ist aber zarter und sehr lecker. Mit einer guten Aprikosen-Senfsauce hat es (hoffentlich) allen geschmeckt.
Madonna – eine weisse Straußenrasse
Zum Abschied singen wir unsern Zottelmarsch und das afrikanische Wiegenlied Sia Hamba und wir sind ganz erfreut, dass unsere Bedienungen mitsingen und -klatschen – es scheint also von uns nicht ganz falsch ausgesprochen worden zu sein.
Wieder geht ein toller, warmer, sonniger, informativer, harmonischer, lustiger Tag zu Ende.